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DER RICHTIGE PUTZ HILFT

Interview mit Obermeister Matthias Pfeil über Algen und Pilze an Hauswänden

von Martina Biedenbach


WALDECK-FRANKENBERG. Was sind die Ursachen des Befalls von Hausfassaden durch Algen und Pilze und was kann man dagegen tun? Darüber haben wir mit Matthias Pfeil, Obermeister der Maler-und Lackierinnung in Waldeck-Frankenberg, gesprochen.

Welche Auswirkungen hat die bessere Luft auf Hausfassaden?

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Matthias Pfeil: Eigentlich sollten wir uns freuen: Ein vermehrtes Auftreten von Algen und Pilzen an Fassaden ist ein Zeichen dafür, dass es unserer Umwelt besser geht: Insbesondere die Emission von Schwefeldioxid ist seit den 90er-Jahren stark zurückgegangen und unsere Ökosysteme haben sich erholt. Und saubere Luft sorgt für ein gutes Pflanzenwachstum – in Form von Algen und Pilzen unter gewissen Voraussetzungen leider auch an Fassaden.

Sind nur Hausfassaden betroffen?

Pfeil: Nein, Pilze und Algen machen auch vor anderen Oberflächen nicht Halt. Selbst Verkehrsschilder und Glasflächen können betroffen sein.

Inwieweit spielt die Wärmedämmung an Hauswänden bei der Algenbildung eine Rolle?

Pfeil: Auch in Sachen Klimaschutz sind Algen und Pilze eigentlich ein positives Zeichen: Sie deuten darauf hin, dass weniger Wärme aus dem Haus über die Hauswand nach außen geleitet wird. Nicht gedämmtes Mauerwerk transportiert natürlich mehr Wärme durch das Mauerwerk und trocknet die Fassade schneller. Auf feuchten Außenwänden bleiben Algen und Sporen, die durch den Wind angeweht werden, leicht haften.

Schaden Algen und Pilze der Hauswand?

Pfeil: Die Algen und Pilze an sich nicht. Allerdings deuten sie auf eine nasse Dämmung hin – und eine nasse Dämmung dämmt nicht.

Den Hausbesitzern gefallen die grünschimmernden Hauswände gar nicht.

Matthias Pfeil: Gerichte haben den Befall einer Fassade mit Algen und Pilzen als Mangel im Rahmen der Gewährleistung eingestuft. Die Malerbetriebe sind gehalten, das Thema aktiv anzusprechen und den Bauherrn aufzuklären. So vermeidet er spätere gerichtliche Auseinandersetzungen.

Wie viele Gerichtsstreitigkeiten gibt es denn im Bereich der Kreishandwerkerschaft?

Matthias Pfeil: Die Relevanz des Themas im beruflichen Alltag hat deutlich zugenommen. Wir erfassen dazu bisher keine statistischen Daten.

Wie gehen die Malerbetriebe damit um?

Matthias Pfeil: Es ist wichtig, möglichst frühzeitig – am besten noch in einer frühen Planungsphase im Dialog mit dem Bauherrn das Thema Algen und Pilze anzusprechen und mit ihm gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Dabei gilt: Was dauerhaft trocken ist, bleibt in der Regel pilz- und algenfrei. Nicht immer lässt sich aber ein entsprechender Dachüberstand realisieren oder ist vom Bauherren oder Architekten gewollt. Und wenn es am Haus eine „Wetterseite“ gibt, lässt sich meist keine bautechnische Lösung finden. Viel Grün in der Umgebung eines Hauses kann sich ebenfalls positiv auf den Bewuchs einer Fassade auswirken.

Was empfehlen Sie Ihren Kunden als Schutz vor Algen?

Pfeil: Ich persönlich empfehle die Anbringung eines dickschichtigen mineralischen Putzsystems. Das nimmt die Feuchtigkeit auf, so dass sich Pilzsporen und Algen nicht festsetzen können. Einen solchen Putz sieht man an Kirchtürmen. Und die haben keine Algenschicht.

Und was kann man tun, wenn die Algen die Hauswand befallen haben?

Pfeil: Die Hausbesitzer sind darauf hinzuweisen, dass Fassaden, die Tag für Tag der Witterung und klimatischen Belastungen ausgesetzt sind, einer Wartung und Pflege bedürfen, wenn sie lange halten sollen. Es geht darum, die Fassaden in regelmäßigem Abstand anzuschauen und gegebenenfalls bauliche Mängel abzustellen. Befallene Fassaden sind zu reinigen. In harmlosen Fällen reicht zum Abwaschen Wasser mit Reinigungsmittel, bei starkem Befall ist die Zugabe von Bioziden nicht zu vermeiden.

Wie bewerten Sie den Einsatz von Bioziden und Fungiziden an Hauswänden generell? Umweltschützer kritisieren die Verwendung ja.

Matthias Pfeil: Ich persönlich setze sie nur da ein, wo es nicht zu vermeiden ist. Derzeitsind uns zwei Studien bekannt, die sich mit den Auswirkungen der aus Fassaden ausgewaschenen Biozide auf die Umwelt beschäftigen. Auch wenn aus diesen hervorgehen wird, dass der ökologische Einfluss der Ausleitungen aus Fassaden langfristig nicht so gravierend sein wird, wie dies öffentlich behauptet wird, so zeigt sich doch ein anderes Problem: Die Wirkweise der Biozide selbst ist begrenzt, endet schon nach wenigen Jahren.
(Quelle: HNA Frankenberger Allgemeine)